Gestern Abend beim 2:1 Sieg gegen die Niederlande zeigte sich die Entschlossenheit des Nationalmannschaft unter Julian Nagelsmann, mit einem „Kumpelfußball“ anzutreten, durch den die Mannschaft ihre Ambitionen auf den EM-Titel unterstreicht. Die Wiedergeburt einer EM-Begeisterung markiert das Ende einer Phase der Ernüchterung und ebnet den Weg für einen Neuanfang, der in Weimar fortgesetzt werden soll. Ende Mai geht es ins Trainingslager, dann gibt es noch zwei Testspiele gegen die EM-Teilnehmer Griechenland und die Ukraine. Beide Teams gewannen gestern ihre Playoff-Spiele. Der deutsche DFB Kader sollte weitgehend festgespielt sein.
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EM Kader steht weitgehend fest
Die Mannschaftsaufstellung für das bevorstehende Turnier zeichnet sich nach dem letzten Spiel deutlich ab. Mit Ausnahme von Manuel Neuer, der als Stimmungsbooster fungierte, traten die Spieler, die gegen die Niederlande siegten, auch zuvor in Lyon an. Die Startelf zeigte sich zusammen mit glücklichen Torszenen von Maximilian Mittelstädt und kontinuierlichen Leistungen von Akteuren wie Florian Wirtz, Jonathan Tah und Kai Havertz.
Der Bundestrainer Julian Nagelsmann machte klar, dass nur durch herausragende Leistungen eine Chance besteht, sich im Kader zu etablieren oder die Startpositionen zu erobern. Leroy Sane wird zwar in den Kader aufgenommen – dies soll ihm Nagelsmann bei einem Abendessen versichern – jedoch nicht direkt in die erste Mannschaft.
Diese Gruppe, zusammengeschweißt durch ihre Solidarität und ihren Ehrgeiz, weist eine deutlich verbesserte Teamdynamik gegenüber der Situation im November auf. Der Bundestrainer hebt hervor, wie beeindruckend sich das Verhältnis innerhalb des Teams gestaltet und spricht von einem gefühlten, positiven Wandel im Geist des Teams. Das gemeinschaftliche Feiern des Erfolgs, begleitet vom Queen-Song „Don’t stop me now“, verstärkte das Gemeinschaftsgefühl und gab einen klangvollen Ausklang des Abends.
Nagelsmann mit Leistung zufrieden
Julian Nagelsmann zeigt sich von der jüngsten Leistung seiner Mannschaft beeindruckt. Die Kombination aus lebhafter Atmosphäre und einem Spiel, das offensichtlich zum Analysieren einlädt, hat den 36-Jährigen besonders angeregt. Insbesondere hebt er hervor, wie die Begeisterung vom Spielfeld auf die Tribünen übergriff, angefacht durch die neue Torhymne „Major Tom“ und das auffällige Aussehen der pink-lila Trikots.
Während Nagelsmann noch Bereiche zur Verbesserung sieht, empfindet er dies als willkommene Herausforderung, um sich eingehend mit Statistiken und Videos zu befassen. Sein Blick ist klar auf Perfektion gerichtet, eine Einstellung, die ihm in den kommenden Vertragsverhandlungen mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) zugutekommen dürfte. Es wird erwartet, dass DFB-Präsident Bernd Neuendorf mit Nachdruck versuchen wird, Nagelsmann bis zur WM 2026 im Amt zu halten.
Sichtlich stolz erwähnt Nagelsmann auch die Unterstützung von Rudi Völler, der scheinbar jedem Einzelnen die Wichtigkeit ihrer Rolle im Team durch persönlichen Kontakt vermittelt. Die besondere Nacht endet mit einem vorausschauenden Blick auf die bevorstehenden Herausforderungen der Spieler in ihren Vereinen und die Rolle der Nationalmannschaft im Sommer.
Mit großem Enthusiasmus spricht Nagelsmann über das bevorstehende Trainingslager in Weimar, das als Fundament für den Erfolg bei der Europameisterschaft dienen soll. Die Spieler, deren Wege sich momentan trennen, werden sich dort erneut vereinen, um sich auf die wichtigen Turniere vorzubereiten – ein kluger Schachzug des Bundestrainers.
Abschließend bleibt festzuhalten, dass die letzten zehn Tage Nagelsmann und seiner Mannschaft nicht nur erfolgreiche Momente, sondern auch reichlich Freude beschert haben. Nicht zuletzt deshalb erinnert Thomas Müller die Presse daran, die Leistung der Mannschaft gebührend zu würdigen.
Das Wort des Tages aber war eindeutig Gruppe, Gruppe, Gruppe
Niclas Füllkrug betonte die Einzigartigkeit des aktuellen Teams: „Es ist eine sehr homogene Gruppe, die funktioniert.“ Die jüngeren Spieler bringen frische Energie; Jamal Musiala sprach von echt guten Vibes im Team.
Die Stammspieler, sowie diejenigen, die später hinzukamen, sind nun die Gewinner; während die Daheimgebliebenen, inklusive Brandt, Hummels, Süle, Goretzka und Gnabry, die nicht an den siegreichen Momenten teilhatten, die Verlierer darstellten.
Veränderung ist ein zentrales Thema des Teams. Frühere Niederlagen, wie gegen die Türkei und in Österreich, haben heute nicht mehr die gleiche Wirkung. Toni Kroos offenbarte, dass das Team sich von einem Rückstand nicht mehr unterkriegen lässt.
Die Aufstellungen gestern
Gewinner und Verlierer der Länderspiele
Julian Nagelsmann macht unmissverständlich klar: Wer bei der Entstehung der Begeisterung gegen Frankreich (2:0) und die Niederlande (2:1) fehlte, wird es schwer finden, sich in die EM-Auswahl der deutschen Fußballnationalmannschaft zu spielen. Daraus resultieren nach den Länderspielen klare Gewinner und Verlierer:
GEWINNER
Bundestrainer Julian Nagelsmann
Ganz gelassen, sagte der Nationaltrainer, keine Apokalypse, es ist nur Fußball – lasst uns spielen. Sein Team tat genau das, und wie! Zwei Siege in Folge gegen Top-Nationen gab es zuletzt beim WM-Sieg 2014, Nagelsmanns Bereitschaft zur Veränderung zahlte sich königlich aus. Der DFB sah sich in seiner Entscheidung bestärkt, Nagelsmann weiterhin zu umwerben, um diese glückliche Verbindung fortzuführen.
Die drei Zauberer Wirtz, Musiala & Havertz
Unglaublich. In ständigem Positionswechsel brachten Florian Wirtz, mit seinem historischen Schnelltor gegen Frankreich, Jamal Musiala und Kai Havertz die hochkarätig besetzten Verteidigungsreihen durcheinander. „Wir verstehen uns gut, und es kann sich noch steigern“, meinte Musiala. Noch besser?! Ja, bitte.
Toni Kroos
Nach fast drei Jahren Pause – und erneut der Dreh- und Angelpunkt, der sofort spürt, wenn ein Gegner ins Netz geht. Kroos antizipiert die Aktionen der Gegner, bevor diese selbst dazu ansetzen. Ein „Eiswürfel-Pinkler“, wie Nagelsmann es formuliert, ein Ausdruck, den Rudi Völler prägte. In Lyon erntete Kroos sogar von den Franzosen Beifall, die Niederländer begegneten ihm mit tiefem Respekt. Unverzichtbar.
Robert Andrich
Einst schlief er nach einer „schlechten“ Apfelschorle im Bett der Ehefrau von Felix Kroos, heute gibt er dessen Bruder Schutz. Der „Arbeiter“ und der Weltstar – eine perfekte Kombination. Und das, wie Andrich befindet, „sehr, sehr gut“.
Maximilian Mittelstädt
Ohne Erfahrung, höchstens durchschnittlich – so lautete das strenge Urteil einiger der 84 Millionen Bundestrainer im Vorfeld: Für den ehemaligen Hertha-Ersatzspieler scheint die DFB-Elf eine zu große Herausforderung. Doch der Stuttgarter hat die chronische Problemzone auf der linken Abwehrseite trotz einiger Schwächen in Rekordzeit gefestigt und sich einen Stammplatz erarbeitet.
VERLIERER
Leroy Sane
Den Münchner so zu bezeichnen, mag zu hart sein. Nagelsmann versprach dem für das nächste Länderspiel gegen die Ukraine gesperrten Münchner eine EM-Teilnahme. Sein Besuch beim Team in Frankfurt signalisierte: Du gehörst dazu! Allerdings wohl nur noch als Joker.
Pascal Groß
Ein Highlight der USA-Reise. Spät debütiert – und sofort in Harmonie mit Ilkay Gündogan. Doch dieser ist eine Position weiter vorne, da Kroos die Kontrolle im defensiven Mittelfeld übernimmt. Andrich passt einfach besser zu Kroos. Zudem muss Groß den Angriff des diesmal krankheitsbedingt fehlenden Aleksandar Pavlovic abwehren.
Robin Koch / Maximilian Beier
Die einzigen beiden Feldspieler ohne Spielminuten. Beiers Position ist allein deshalb wackelig, weil Sane im Sommer zurückkehrt. Koch wäre vermutlich der erste Streichkandidat, falls sich einer der Dortmunder Problemfälle noch einmal in Topform zeigt.
Alle Daheimgebliebenen
Hummels, Schlotterbeck, Süle, Brandt, Goretzka, Gnabry. Wer vermisste sie? Wer wird sie vermissen? Nur herausragende Leistungen in der Bundesliga und Champions League oder, bitte nicht, EM-verhindernde Verletzungen von Konkurrenten können ihnen noch eine Chance bieten. Ganz zu schweigen von den kurzzeitig getesteten Prömel, Behrens oder Ducksch.